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Nun ist das hier von einem Arzt geschrieben, so daß wir denn auch das Krankenhaus der Lutherstadt betrachten dürfen. Zunächst das ursprünglich gebaute Häuschen, das, frisch renoviert, natürlich heute allein dem Vorstand gerade mal Platz bietet. Werfen wir dann einen Blick in die Paul-Gerhardt-Straße, tut sich uns eine Ahnung von der Größe des heutigen akademischen Lehrkrankenhauses auf. Als ich mit vierzehn Jahren während eines Ferienjobs die Medizin entdeckte, zogen wir, KrankenpflegeschülerInnen, Praktikanten und Ferienarbeiter noch mehrere Stunden pro Schicht mit Wassereimern über die Station, um nach vermeintlich sorgfältig absolvierter Putzrunde von einer übermächtigen Stationsschwester die Frage zu hören, wann eigentlich das letzte Mal die Heizung von hinten abgewischt und der Kalk an der Unterseite der Waschbecken mit einem Messerchen entfernt worden wäre, und das täglich! Unvorstellbar für heutige Azubis, die sich, von einer eigenen Lobby gestärkt, schon diskriminiert fühlen, wenn man sie mal Brötchen holen schickt. Man muß nichts übertreiben, aber auch hochqualifiziertes, hochspezialisiertes Krankenpflegepersonal darf meiner Meinung nach noch eine Ahnung davon haben, was es bedeutet, ein Krankenhaus sauber zu halten. Und wenn ich wo was lerne, das ich dort vielleicht nicht wieder brauche, dann hat das Leben selbst unter Umständen noch Gelegenheit zur Anwendung solcher Fähigkeiten. Emanzipation heißt die Möglichkeit der Viel- nicht der Einseitigkeit. Und es bleibt völlig in Ordnung, wenn ich mich ab einem gewissen Ausbildungstand auf weniger beschränke.
Interessant in Wittenberg sind die vielen kleinen Schilder an den Häusern und Mauern, die Zeugnis geben von Besuchen großer Persönlichkeiten. Auch die Geburt eines großen Sohnes der Stadt gibt es zu bestaunen, man muß nur mit offenen Augen durch die Stadt laufen. Der geneigte Leser kann sich bei seinem Besuch den Spaß machen, die beiden hier gezeigten Beispiele zu finden.