Sie sind hier: Heimatstadt Seite 2

Die Lutherstadt steht natürlich ganz im Zeichen des großen Reformators Martin Luther (1483-1546). So prangt denn auch am Schloßkirchenturm die Titelzeile seines Liedes: „Ein feste Burg ist unser Gott, ein gute Wehr und Waffen.“ Kommen wir also aus luftiger Höhe herunter auf den Marktplatz direkt zum Denkmal für den gelehrten Mann. Bei der Gelegenheit etwas mehr über ihn:
Martin Luther wurde 1483 in Eisleben als Sohn eines Bergmanns geboren. Er wurde zunächst Priester des Bettlerordens der Augustinereremiten. Seit 1512 lehrte er an der 1502 gegründeten Wittenberger Universität. Wie kritisch er dem damaligen vatikanischen Bibelverständnis gegenüber war, kommt am volkstümlichsten in seiner Hochzeit mit Katharina von Bora 1520 zum Ausdruck. In die Geschichte ist er allerdings eingegangen als Begründer der Reformation. Er, der die Spaltung der Kirche nie gewollt hat, der im Kampf gegen die Radikalisierung seiner Ideen durch die Bilderstürmer im deutschen Bauernkrieg 1524/25 sogar die Fürsten zum Kampf „wider die räuberischen und m&öuml;rderischen Rotten der Bauern“ aufrief, kritisierte in seinen 95 Thesen den Ablaßhandel der katholischen Kirche. Der 31. Oktober 1517, heute noch in protestantisch geprägten Regionen als Reformationstag gefeiert, war das historische Datum, an welchem Luther diese seine Thesen an die damals hölzerne Tür der Schloßkirche angeschlagen haben soll. Trotz Exkommunikation (1521 durch Papst Leo X.) und Reichsacht (durch Kaiser Karl V. nach dem Reichstag zu Worms 1521) verteidigte er seine Ideen nicht als eigensinnige Spinnereien, sondern als richtige Auslegung des Bibelwortes. Dieser Anspruch zog natürlich nicht nur die Ablehnung des Papstes nach sich, andere Gelehrte wie Johann Eck oder Ulrich Zwingli, um nur zwei zu nennen, waren ebenso gewaltige Gegner. Auch kam es zum Bruch mit Erasmus von Rotterdam.
Neben seiner weitaus vielseitigeren als hier beschriebenen Beschäftigung mit seinem Glauben erinnern wir ihn als einen der Meilensteine der deutschen Sprache. In seinen Absichten, die deutsche Sprache zu vereinheitlichen und das Bibelwort allen zugänglich zu machen, übertrug er während des ihm von Kurfürst Friedrich III. (dem Weisen) auf der Wartburg gewährten Asyls 1521 in nur zehn Monaten das Neue Testament in die ostmitteldeutsche Hochsprache. 1534 folgte dann das Alte Testament. Mit wuchtigen Worten war ihm mehr am Verständnis denn an der wortgetreuen Übersetzung gelegen. So wird ihm auch gelegentlich Bibelfälschung vorgeworfen. Aber abgesehen vom inhaltlichen Disput, der nie enden wird und soll, bleibt die sprachliche Leistung unangetastet. Bekannten doch noch Martin Buber und Franz Rosenzweig während ihres Suchens nach einer dem Hebräischen adäquat-akustischen Bibelsprache, daß Luthers Bibel ihnen manchmal die „hebräischere“ sei. Von „Tohuwabohu“ bis „sein Licht nicht unter den Scheffel stellen“ sind wohl kaum jemals so viele, uns ihres Ursprungs gar nicht mehr bewußte Alltagszitate einem Buch entnommen worden, allenfalls dem „Faust“. So darf die Lutherbibel neben dem mittelhochdeutschen Nibelungenlied, Klopstock, Hölderlin, Friedrich Nietzsche und Thomas Mann im Kanon deutschliterarischer Allgemeinbildung stehen. (Man nehme bitte nicht wunder, daß Goethe und Schiller fehlen.)